Nach Rekordbußgeld: WhatsApp präsentiert seine neuen Datenschutzregeln
Wir hatten darüber berichtet, dass Irland im September ein Rekordbußgeld gegen WhatsApp verhängte. Der Messengerdienst hat auf der Insel seine Europazentrale – unter anderem auch deshalb, weil Irland in der Vergangenheit, bezogen auf die Durchsetzung des Datenschutzes, als lax galt.
Das ist nun Geschichte. 225 Millionen Euro soll WhatsApp zahlen, das bislang höchste von der irischen Datenschutzbehörde DPC geforderte Bußgeld und nach den von Luxemburg verhängten 746 Millionen gegenüber Amazon das zweithöchste überhaupt. Die DPC hatte die unzureichende Erklärung über die Verarbeitung von Nutzerdaten moniert, die von WhatsApp unter dem Dach des Meta-Konzerns (früher Facebook) betrieben wird. Um der horrenden Forderung zu entgehen, sieht sich der Chat-Dienst während des laufenden Verfahrens in der Pflicht, Auflagen erfüllen. Dazu gehören neue Datenschutzregeln. Wird jetzt alles anders bei WhatsApp?
Nächster Versuch: neue Richtlinien
Es ist nicht gerade ein Gang nach Canossa, aber zumindest präsentierte WhatsApp seinen europäischen Nutzern ein Banner, das auf neue und vor allem transparentere Datenschutzrichtlinien hinweist. Diese haben im PDF einen Umfang von 35 Seiten und sind sogar eingängiger gestaltet als frühere Versionen und verfügen über grafische Orientierungshilfen und Tabellen, die das Regelwerk verständlicher machen sollen. Als nämlich die Nutzungsbedingungen im Frühjahr zuletzt aktualisiert wurden, sprachen Medien und Datenschützer von einem „Kommunikationsdesaster“. WhatsApp betont aber, mit dieser Maßnahme lediglich für Klarstellung zu sorgen. Sonst habe man sich nichts vorzuwerfen. Mit anderen Worten: Hier handelt es sich um ergänzende Informationen, nicht aber um ein neues Procedere im Umgang mit persönlichen Daten.
Alles wie gehabt
WhatsApp stellt also klar, dass man den Messengerdienst künftig auch dann nutzen kann, wenn man den neuen Bestimmungen nicht aktiv zustimmt. Die Chats bleiben weiterhin Ende-zu-Ende verschlüsselt. Für andere als für Absender und Empfänger sind sie nicht lesbar. Alle Funktionen von WhatsApp und die Handhabung der Nutzdaten bleiben so wie gehabt. Man erfährt nichts darüber, welche bei WhatsApp auflaufenden Daten mit Meta geteilt werden. Dies sind die wichtigsten Erkenntnisse nach dem Studium des neuen Textes. Der Chat-Service glaubt anscheinend, damit seiner Auskunftspflicht Genüge getan zu haben. Ein Sprecher des Unternehmens teilt denn auch unverhohlen mit, dass Inhalte „neu organisiert“ und mit weiteren Details angereichert worden seien.
Wenige erhellende Details
Es lohnt sich allemal, einen Blick auf einige dieser Detailinformationen zu werfen. So legt WhatsApp nun offen, dass es einige Nutzerdaten gibt, die von dem Unternehmen unverschlüsselt gespeichert werden, etwa das Profilfoto und Gruppennamen sowie deren Beschreibungen. Jetzt erfährt man auch, welche Daten alle gespeichert, gelöscht oder grenzüberschreitend vom Messengerdienst geteilt werden und aus welchen Gründen, wie die Kooperation mit Drittanbietern funktioniert und wie Nutzer ihre Daten im internationalen Transfer schützen können.
Langer Prozess erwartet
Es sieht ein wenig danach aus, als seien die vermeintlich neuen Nutzungsrichtlinien ein bemühter Neuaufguss der alten. Vieles wurde einfach nur umformuliert und umgeschichtet, etwa der Teil, in dem es um die Rechtsgrundlagen geht, auf die sich WhatsApp bei der Datenverarbeitung in den USA und in den EU-Ländern beruft. Ob dies die irischen Datenschützer zufriedenstellt? Beobachter gehen so oder so von einem sich über Jahre hinziehenden Rechtsstreit aus.
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