Datenschutzwissen

Schufa vor dem Verkauf: Bundesverbraucherschutzministerin mahnt Transparenz beim Umgang mit Daten an

So manchem Deutschen wird gar nicht bewusst sein, dass die Schufa eine privatwirtschaftliche Aktiengesellschaft ist. So allgegenwärtig und einflussreich ist die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, dass man sie für eine staatliche Institution halten könnte. Um die Holding mit Sitz in Wiesbaden ist ein Bieterstreit entbrannt – und dessen möglicher Ausgang ruft Datenschützer auf den Plan.

Undurchsichtige Bonitätsbenotung

Man darf als weitgehend bekannt voraussetzen, dass die Schufa in immensem Umfang Daten sammelt, aus denen sie eine Einschätzung über die Kreditwürdigkeit und die Zahlungsmoral ihrer Urheber trifft, die von Dritten abgerufen werden können. Nach eigenen Angaben hält das Unternehmen einen Datenbestand mit Informationen zu 68 Millionen Bundesbürgern und sechs Millionen Unternehmen. Nicht bekannt ist indes, wie die Schufa ihr Bonitätsscoring im Einzelnen vornimmt. Diese Angabe jedoch entscheidet in unzähligen Fällen über die Vergabe von Krediten oder das Zustandekommen von Miet- oder auch Mobilfunkverträgen. So oder so: In jedem Fall arbeitet die Wirtschaftsauskunftei mit personenbezogenen Daten, für deren Sammlung und Verarbeitung sie sich eine Einwilligung eingeholt hat. Die Zukunft dieser Daten steht nun auf dem Prüfstand.

Zwei Investoren in den Startlöchern

Ein Verkauf der Schufa bahnt sich an. Das Bundeskartellamt hat bereits für zwei mögliche Übernahmen grünes Licht gegeben. So plant der schwedische Investmentfonds EQT, 100 Prozent der Schufa zu erwerben, während die bereits an der Schufa beteiligte deutsche TeamBank AG ihre bisherige Beteiligung ausweiten möchte. Interessant ist die Begründung der TeamBank. Weil diese bislang ohnehin Schufa-Daten an die Volks- und Raiffeisenbanken liefere, die über die TeamBank an der Schufa beteiligt sind, wären zukünftige Kreditvergaben durch einen Zusammenschluss von strategischer Bedeutung. Verbraucher reiben sich die Augen, wenn sie dieses Lehrbuchbeispiel der Verquickung von Finanzwirtschaft und Datenerhebung lesen. Deshalb hat sich nun auch Bundesverbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) in den derzeitigen Bieterstreit eingeschaltet.

Machtwort der Ministerin

Lemke forderte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) im Namen der deutschen Verbraucher, „dass die Schufa transparenter wird“. Der Vorstand würde dies „schon seit längerem“ in Aussicht stellen. Nun müssten Taten folgen. „Es reicht nicht, dass man abfragen kann, welche Daten über einen gespeichert sind, die Schufa sollte auch veröffentlichen, welche Informationen sie wie bewertet.“ In diesem Zusammenhang sprach die Ministerin von einer „Black Box“. Lemke hält fest: „Egal wie die Eigentümerstruktur am Ende aussieht, die europäischen und deutschen Datenschutz-Standards gelten für alle Unternehmen gleichermaßen.“

Online-Petition gegen Schufa-Verkauf

Eine ganz andere Art der Datensammlung betreibt derweil die Plattform Campact. Um den „Ausverkauf“ von persönlichen Daten zu verhindern, läuft dort eine Kampagne mit Unterschriftensammlung gegen den Verkauf der Schufa. Die Initiatoren betonen: „Schufa-Daten sind hochsensibel. Sie wirken sich auf unser Leben aus, entscheiden, ob jemand eine Wohnung bekommt, ein Haus bauen oder ein Unternehmen starten kann. Solche wichtigen Daten dürfen nicht zum Spielball von Finanzinvestoren werden.“ Nach eigenen Angaben haben bereits in der ersten Woche nach Beginn der Kampagne am 1. Februar 2022 über 158000 Menschen diesem Appell Folge geleistet.

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