Datenschutzwissen

EU-Datenschutz-Ranking: Deutschland auf Platz zwei – und führend bei den Verstößen

Drei Jahre DSGVO – und zwei Zahlen, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen. Dabei ist es nur logisch, wenn der deutsche Datenschutzdienstleister heyData in einem aktuellen europaweiten Ranking Deutschland auf den zweiten Platz bei der Umsetzung des Datenschutzes verortet – und auf den ersten, wenn es um die Zahl der aufgedeckten Datenschutzverstöße geht.

DSGVO-Vorreiter gesucht

heyData betreibt DSGVO-as-a-Service und unterstützt Unternehmen vieler Branchen bei der Einhaltung der EU-Datenschutzregeln. So kann man bei den professionellen Anbietern für die Wirtschaft beispielsweise maßgeschneiderte Datenschutzpakete buchen oder sich einen Datenschutzbeauftragten für die Firma bestellen. Seit 2018 hat heyData Erfahrungen mit der Realisierung und Einhaltung der DSGVO-Normen gesammelt und sich nach eigenen Angaben einen guten Überblick über die Länder verschafft, in denen die DSGVO gilt. Dies brachte die Köpfe hinter heyData dazu, nun eine Studie herauszubringen, die darüber Auskunft geben soll, „wie nah sich die europäischen Länder beim Datenschutzniveau gekommen sind“, wer die „Vorreiter“ sind und wo noch Verbesserungsbedarf erkennbar ist.

Eine Europameisterschaft im Datenschutz

Die Studie und das sich daraus ergebende Ranking folgen mehreren Kriterien: der Durchsetzung von Gesetzen, Datenschutz in Unternehmen sowie bei Privatpersonen, der Datenschutz-Kompetenz in dem untersuchten Land und überdies der gesellschaftlichen Stimmung. Bewertet wurden alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, das Vereinigte Königreich und Norwegen. Ausgenommen waren acht Staaten (u. a. Portugal, Bulgarien oder die Tschechische Republik), für die keine – eine leise Ironie – ausreichenden Daten für einen fairen Ländervergleich zur Verfügung standen.

Nr. 1 bei den gemeldeten Verstößen

In jeder Kategorie konnte ein Land maximal 100 Punkte erreichen. Beim Thema „Gesetzesdurchführung“ etwa brilliert Schweden, gefolgt von den Niederlanden und Irland. Deutschland rangiert in dieser Wertung nur auf Rang 5. Das hängt vor allem mit der Zahl der öffentlich gewordenen Datenschutzverstöße zusammen. Mindestens 77747 wurden seit Mai 2018 registriert. Zudem wurden Bußgelder von 69 Mio. Euro verhängt – ein europäischer Spitzenwert. Allein im Pandemiejahr 2020 war eine Zunahme von 76 Prozent an Datenschutzverstößen gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Im Vergleich dazu legte Schweden in diesem Punkt nur mit 1,6 Prozent zu, in Irland gingen die Verstöße um 1,5 Prozent zurück, im Vereinigten Königreich sogar um 27,9 Prozent.

Musterknabe an Strenge

Der heyData-CEO Milos Djurdjevic erklärt sich die deutsche Führungsrolle ausgerechnet bei den Datenschutzverstößen mit der vergleichsweise streng gehandhabten Strafverfolgung. Deutsche Unternehmen verhielten sich „zum großen Teil sehr vorbildlich“ bei der Umsetzung des Datenschutzes. Nun habe aber die Coronakrise ein weiteres Erstarken des Online-Handels bewirkt – unter anderem durch Firmen, die diesen Bereich neu für sich erschlossen haben und Fehler bei der DSGVO-Konformität gemacht haben. Djurdjevic kommt zu dem Schluss: „Das zunächst erschreckende Ergebnis deutet auch auf eine wachsende Auseinandersetzung mit dem Thema Datenschutz hin.“ So scheint sich Deutschland als Musterknabe der DSGVO auch dadurch zu definieren, besonders rigide nach Verstößen zu fahnden und sie zu ahnden.

Nur Irland ist besser

Diese kompromisslose Einstellung dem Datenschutz gegenüber sichert Deutschland im heyData-Ranking denn auch einen Platz im europäischen Spitzenfeld. Hinter Irland (100 Punkte) landet Deutschland mit 80,3 Punkten auf einem guten zweiten Platz vor den Niederlanden (73,6) und dem Vereinigten Königreich (64,8). Den letzten von 21 Plätzen belegt Ungarn mit 0 Punkten. Deutschland schneidet in keiner der untersuchten Kategorien bemerkenswert gut ab, gewinnt aber im Durchschnitt. Bei einigen Kriterien des Rankings ließen sich durchaus Einwände machen. So wird die „gesellschaftliche Stimmung“ in „Angst vor Datenmissbrauch“ und „Autorität über Daten“ gemessen. Dass aber Angst ein positiver Umstand bei der Beurteilung der Datenschutzfähigkeit einer Nation sein soll, bleibt dem Urteil des Betrachters überlassen.

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