Datensicherheit im Internet

Instagram für Kids: Lauschangriff aufs Kinderzimmer?

Facebook weitet seine Zukunftssicherung aus. Schon bald soll es eine Instgram-Version für Kinder unter 13 Jahren geben. Die Macher versprechen, die Privatsphäre der Jungnutzer besonders gut zu schützen. Doch kann das bei einer Plattform funktionieren, deren einziger Sinn im unkontrollierten Datenaustausch besteht?

Milliarden Menschen weltweit nutzen Instagram. Der Facebook-Ableger ist ein gigantischer Umsatzbringer für Facebook – Influencer begeistern ein riesiges Publikum mit teils fragwürdigen Inhalten. Und schon seit jeher raten Datenschützer zur Vorsicht. Denn Instagram und Facebook gehören bekanntermaßen zu den fleißigsten Datensammlern, was ja prinzipiell das Kerngeschäft der Plattformen selbst darstellt. Die Plattformen leben schließlich davon, dass die User permanent Standorte, Momentaufnahmen und Ansichten mit einer möglichst großen Zuschauergemeinde teilen und unter möglichst vielen Stichworten zu finden sind – wer mit persönlichen Daten geizt, fällt da mangels Authentizität schnell hinten runter.

Zurzeit müssen Nutzer mindestens 13 Jahre alt sein, um Instagram zu nutzen. Allerdings ist es relativ einfach, diesen Jugendschutz durch falsche Angaben zu umgehen. Daher will Instagram mit der Jugendversion von vornherein einen Pakt mit den Eltern schließen. Die sollen nämlich quasi die „Insta-Aktivitäten“ ihrer Kinder legitimieren und überwachen. Frei nach dem Motto: Bevor sie heimlich stundenlang auf der Plattform daddeln, ist es doch besser, wenn die Eltern mit von der Partie sind. Darüber hinaus verspricht das Instagram-Management ein Maßnahmenpaket für Kindersicherheit:

  • Eine KI soll sicherstellen, dass bei der Altersangabe nicht geschummelt wird
  • Kinder werden bei der Anmeldung gesondert darauf hingewiesen, dass es die Option gibt, einen „privaten“ Account anzulegen, der nicht öffentlich ist
  • Eine neue Barriere soll eingebaut werden, die verhindert, dass Erwachsene Kinder anschreiben, die ihnen nicht sowieso folgen
  • „Auffällige“ Erwachsene sollen es künftig schwerer haben, mit Usern unter 18 Jahren in Kontakt zu kommen

Diese Maßnahmen zeigen zwar, dass Instagram sich ernsthaft mit Datenschutz-Verbesserungen für die junge Zielgruppe beschäftigt. Gleichwohl ist das Datenschutz-Problem allerdings ein systemimmanentes: Denn Instagram funktioniert ja nur dann spaßbringend, wenn möglichst viele ungefilterte Daten zur Verfügung stehen. So mutete der Ansatz mit der altersprüfenden KI an sich schon komisch an, denn die KI kann ja ihrerseits nur zuverlässig funktionieren, wenn sie über belastbare Daten der Kinder verfügt, ein Widerspruch in sich selbst. Denn die Daten der Jungnutzer sollten ja ebenso vor missbräuchlichem Zugriff durch Erwachsene geschützt werden wie vor dem Datenhunger der Plattformbetreiber.

Letztlich müssen natürlich die Eltern entscheiden, ob ihre Kinder quasi unter Aufsicht Instagram nutzen sollen. Grundsätzlich scheint die offene Lösung, wie Instagram sie propagiert, indem die Eltern mit einbezogen werden, ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Allerdings steht dem entgegen, welche Daten der „gewöhnliche“ Instagram-User preisgibt: Und das sind einige, hier ein Auszug der wichtigsten Informationen, die Instagram speichert:

  • Informationen zum benutzten Endgerät
  • Nutzerdaten: E-Mail, Telefonnummer, echter Name
  • Sämtliche Angaben im obligatorischen Profil
  • Infos über besuchte Webseiten, Einkäufe, individualisierte Werbung
  • Sämtliche eingestellte Fotos, Videos, Storys
  • Wenn Zugriff gestattet: permanente Übertragung der Standort-Daten
  • Sämtliche bewusst eingegangene Verbindungen zu anderen Usern

Fazit: Bereits die Kurzliste der gesammelten Datenarten veranschaulicht, dass auch eine moderierte Nutzung von Instagram auf schützenswerten, personenbezogenen Daten basiert. Eltern haben also die alleinige Verantwortung dafür, Ihre Kinder mit dem Umgang der gängigen Plattformen vertraut zu machen. Die Daten der Kinder zu schützen, ist bei Nutzung einer der populären Plattformen so gut wie unmöglich. Was bleibt, ist die bewusste Aufklärung des Internet-Nachwuchses. Und die permanente Erinnerung daran, dass das Internet nichts vergisst.

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