Datenschutz im Betrieb

Cookie-Ablehnung? Bislang eher Wunschtraum statt Realität!

Ein Züricher Forscherteam hat ermittelt, dass Zigtausende der von ihm analysierten europäischen Webseiten die gleichen Datenschutzprobleme mit rechtswidrigen Cookie-Bannern haben.

Der Einsatz rechtswidriger Cookies kann richtig teuer werden. 2022 wurde Microsoft zu einer Datenschutz-Geldbuße von 60 Mio. Euro verdonnert, weil Bing, die Suchmaschine des Konzerns, mit dem widerrechtlichen Setzen von Cookies Seitennutzer getrackt hat. Auch Facebook (60 Mio. Euro) und Google (150 Mio. Euro) wurden von der französischen Datenschutzbehörde CNIL mit horrenden Bußgeldforderungen überzogen. Denn auf deren Seiten ließen sich Cookies nicht ebenso unkompliziert ablehnen wie annehmen.

Gravierende Missachtung der Nutzerbelange

Die Faktenlage wurde zuerst vom Cybersicherheitsunternehmen Malwarebytes veröffentlicht und bezieht sich auf die Studie einer fünfköpfigen Forschungsgruppe der technisch-naturwissenschaftlichen Hochschule ETH Zürich. Das ETH-Team hat 97000 Webseiten untersucht. Im Fokus der automatisierten Recherchen stand das Verhältnis von vorgeblich und tatsächlich gesammelten Userdaten. Demnach bieten knapp 57 Prozent dieser Internetseiten für die Ablehnung von Cookies keine Wahlmöglichkeit an.

32 Prozent der getesteten Webseiten fragten User nicht einmal nach deren Einverständnis zur Speicherung von Cookies. Besonders krass: Rund 65 Prozent der Webseiten im Visier der ETH-Forschergruppe bietet Nutzern zwar die Möglichkeit zur Cookie-Ablehnung, ignoriert diese aber und sammelt trotzdem Daten.

Viele Seiten halte sich nicht an die Regeln

Es gibt aber noch weitere gravierende Mängel, die mit dem europäischen Datenschutz nicht vereinbar sind. So werden von 73 Prozent der untersuchten Seiten Cookies bereits angelegt, noch bevor Besucher die Möglichkeit haben, sich mit dem Cookie-Banner auseinanderzusetzen. Die Betreiber von 77 Prozent der Internetseiten werten überdies das alleinige Schließen dieses Banners als Einverständnis in die Cookie-Speicherung.

Kaum Datenschutz beim Thema Cookie

Das Fazit der Forscher: Rund 90 Prozent aller analysierten Webseiten verstoßen in mindestens einem Punkt gegen die Datenschutznormen. In Anbetracht der riesigen Summen, die Internet-Global-Player in solchen Fällen zahlen müssen, zeigt sich damit eine beträchtliche Schieflage bei der Ahndung bzw. Tolerierung solcher Datenschutzvergehen. Dabei steht das Problem der Cookie-Ablehnung immer wieder ganz vorn auf der Agenda von Datenschützern und wurde auch in diesem Forum des Öfteren thematisiert. Die Realität hinter den guten Wünschen sieht ganz anders aus, wie nun die ETH-Studie offenlegt.

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